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Author: Ladislav Harsányi
Die Fußball-Europameisterschaft (EURO) wird eines der großen Sportfeste des Kalenderjahres 2024 sein. Anlässlich der Europameisterschaft in Deutschland haben wir eine historische Serie über die Europameisterschaften vorbereitet. Dieser Teil konzertriert sich auf die EURO 2004 in Portugal.
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Der unerwartetste Gewinner der Geschichte
Um die 15 Qualifikationsplätze für die Europameisterschaft 2004 in Portugal hatten sich 50 UEFA-Mitgliedsländer beworben. Nur die zehn Gruppensieger waren sicher dabei, die restlichen fünf Plätze gingen an die Zweitplatzierten. Die souveränste Mannschaft der Qualifikation war Frankreich mit der vollen Punktzahl (24 Punkte). Weitere Top-Qualifikanten waren Dänemark, die Tschechische Republik (vor den Niederlanden, die sich über die Barrage qualifizieren mussten), Schweden, Deutschland, Griechenland (unerwartet vor Spanien), Bulgarien, Italien und die Schweiz. Russland, Spanien, Kroatien, Lettland und die Niederlande nutzten das Playoff.
Die 16 Teilnehmer des Finalturniers kickten vom 12. Juni bis 4. Juli 2004 um die höchste Ehre. Gespielt wurde in 10 Stadien in 8 Städten. In Lissabon waren dies das Estádio da Luz und das Estádio Jose Alvalade, in Porto das Estádio Dragao und das Estádio do Bessá, in Aveiro das Estádio Municipal Aveiro, in Faro/Loulé das Estádio Algerve, in Braga das Estádio Municipal Braga, in Guimaraes das Estádio D. Alfonso Henriques, in Coimbra das Estádio Cidade de Coimbra und in Leiria das Estádio Dr. Magalhaes Pessoa.
Überraschung zu Beginn des Turniers
Gleich das Eröffnungsspiel war eine Überraschung, als Portugal gegen Griechenland mit 1:2 verlor. Am Ende zogen beide Mannschaften dieser Gruppe ins Viertelfinale ein. Wie schon in der Qualifikation setzten die Griechen die Spanier unter Druck – diesmal auf dem nicht aufstiegsberechtigten dritten Platz. Aus der Gruppe B kamen die Favoriten Frankreich und England weiter. In der Gruppe C ging es hoch her, denn drei Länder hatten in der Endabrechnung jeweils 5 Punkte: Schweden, Dänemark und Italien.
Europameister Italien schied aus dem Turnier ebenso aus wie die punktlosen Bulgaren. In der Gruppe D wurden die Qualifikationsgegner Tschechien und Niederlande unglücklich gelost. Hinzu kam ein auf dem Papier starkes Deutschland. Und wieder waren die Tschechen erfolgreicher als die Oranjes – sie gewannen alle drei Spiele – gegen Lettland, die Niederlande, Deutschland und damit die gesamte Gruppe. Die Deutschen verabschiedeten sich wie vor vier Jahren früh – mit nur zwei Punkten.
Höhepunkt des Viertelfinales war das Duell zwischen Portugal und England. Nach 90 Minuten stand es 1:1, nach 120 Minuten 2:2. Das Elfmeterschießen eröffnete David Beckham mit einem Schuss in die Wolken. In der dritten Serie verschoss Rui Costa von der Heimmannschaft. Die Entscheidung fiel in der siebten Serie: Portugals Torhüter Ricardo parierte zunächst einen Schuss von Vassell und verwandelte dann selbst den entscheidenden Elfmeter.
Griechenlands unerwarteter Lauf setzte sich fort: Charisteas stellte mit seinem Tor den amtierenden Europameister Frankreich ab. Im Duell zwischen Schweden und den Niederlanden sahen die Zuschauer 120 Minuten lang kein Tor, am Ende hatten die Oranjes das bessere Ende im Elfmeterschießen für sich – sie gewannen mit 5:4. Die Tschechen übersprangen die dänische Hürde mit 3:0.
Silberner Treffer als tschechisches Schicksal
Die Tschechen gingen als Favorit ins Halbfinale gegen Griechenland. Doch sie konnten die griechische Mauer nicht durchbrechen. Ein weiteres Handicap war die Verletzung von Pavel Nedvěd in der 40. Minute. Nach einem torlosen Unentschieden ging es in die Verlängerung. Wie schon im EM-Finale 1996 erlebten die Tschechen einen Albtraum. Diesmal war es nicht das Golden Goal, sondern das Silver Goal, das ihr Schicksal besiegelte.
Diese UEFA-Regelung sah vor, dass die zweite Viertelstunde nicht gespielt wird, wenn im ersten Teil der Verlängerung ein Tor fällt und es am Ende nicht unentschieden steht. Und genau das passierte. Es lief die erste Minute der Verlängerung, als die Griechen einen Eckball schlugen, Dellas in die Mitte lief und den Ball aus kurzer Distanz über Petr Cech hinweg ins Tor köpfte. Er wurde zum Totengräber für die Tschechen, die keine Zeit mehr hatten, den Ausgleich zu erzielen. Der letzte Gegner der Griechen war Portugal, das gegen die Niederlande mit 2:1 gewann.
Die griechischen Fußballgötter
Die Mannschaften, die das Turnier eröffnet hatten, standen im Finale. Die Griechen blieben ihrem „Beton“ treu, den auch Ronaldo, Figo und Co. nicht knacken konnten. Im Gegenteil: In der 57. Minute gelang Charisteas nach einem Eckball per Kopf der Anschlusstreffer. Das war der entscheidende Moment, in dem die griechischen Fußballgötter in den Olymp aufstiegen. Die Griechen wurden überraschend Europameister.
Der Schlüssel zum Erfolg war der deutsche Trainer Otto Rehhagel, seine Defensivtaktik (er ließ den Libero hinter einer veralteten Dreier-, manchmal auch Viererkette spielen) und die Einführung von Spieldisziplin in der Mannschaft. Torhüter Antonios Nikopolidis, Innenverteidiger Traianos Dellas, Kapitän Theodoros Zagorakis im defensiven Mittelfeld und der gefährliche Stürmer Angelos Charisteas waren die Schlüsselspieler der Mannschaft.
„Die Griechen haben die Demokratie erfunden. Ich habe eine demokratische Diktatur eingeführt.“
Otto Rehhagel, Trainer des griechischen Europameisters
Finale: Portugal – Griechenland 0:1 (0:0)
Tor: 57. Charisteas.
Schiedsrichter: Merk (Deutschland) – 62.865 Zuschauer. Es wurde am 4. Juli 2004 im Estádio da Luz in Lissabon ausgetragen.
Aufstellung der Europameister: Nikopolidis – Dellas – Seitaridis, Kapsis, Fyssas – Zagorakis, Katsouranis, Basinas – Charisteas, Vryzas (81. Papadopoulos), Giannakopoulos (77. Venetidis).
Fakten EURO 2004
- Die Griechen gewannen alle Playoff-Spiele des Turniers mit 1:0. Auch in der Qualifikation sicherten sie sich mit einem 1:0-Sieg über Spanien die Qualifikation für die Europameisterschaft.
- Während des Turniers wechselte der Eintrag für den jüngsten Torschützen der Geschichte sogar zweimal. Zunächst war es der Engländer Wayne Rooney im Alter von 18 Jahren und 237 Tagen, aber nur vier Tage später wurde er von dem Schweizer Johan Vonlanthen im Alter von 18 Jahren und 141 Tagen überholt.
- Das Tor des Russen Dmitri Kiritschenko, das 68 Sekunden nach dem Anpfiff ins griechische Netz ging, war das schnellste Tor der EURO-Endrunde.
- In der Playoff-Phase schlugen die Griechen im gleichen Stil zu: Ecke, Kopfball, Tor. Im Viertelfinale gegen die Franzosen köpfte Charisteas nach einer Ecke ein, gegen die Tschechen im Halbfinale Dellas, im Finale gegen die Portugiesen wieder Charisteas.
- Griechenland wurde der neunte Europameister in 12 Ausgaben der Europameisterschaft.
- Zum Torschützenkönig des Turniers wurde der Tscheche Milan Baros mit fünf Treffern gekrönt.