Geschichte der Europameisterschaft – EURO 2008 in Österreich und in der Schweiz: die spanische Ära

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Author: Ladislav Harsányi

Die Fußball-Europameisterschaft (EURO) wird eines der großen Sportfeste des Kalenderjahres 2024 sein. Anlässlich der Europameisterschaft in Deutschland haben wir eine historische Serie über die Europameisterschaften vorbereitet. In diesem Teil werfen wir einen Blick auf die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz.

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Spanische Krönung nach 44 Jahren

Österreich und die Schweiz, die Gastgeberländer, hatten die Teilnahme an der Endrunde sicher. Um die restlichen vierzehn Plätze kämpften 50 Länder. Zum ersten Mal waren die ersten beiden Mannschaften der Qualifikationsgruppen direkt qualifiziert, aber die Qualifikationsgruppen waren größer – jeweils sieben 7 Gruppen-Teilnehmer und eine Gruppe hatte sogar acht Teilnehmer.

Die größte Überraschung der Qualifikation war, dass die Engländer in der Gruppe E nicht nur von den Kroaten, sondern auch von den Russen überholt wurden, und somit das EM-Weitergehen nicht schaffte. Das Finalturnier fand von 7. bis 29. Juni 2008 statt. Austragungsorte waren in Österreich Wien (Ernst-Happel-Stadion), Innsbruck (Tivoli-Neu), Klagenfurt (Wörthersee-Stadion) und Salzburg (Wals-Siezenheim), in der Schweiz Basel (St. Jakobs-Park), Bern (Wankdorf), Genf (Stade de Geneve) und Zürich (Letzigrund).

Drama im Viertelfinale

Im Duell um den zweiten Platz in der Gruppe A (den ersten Platz nahm Portugal) lagen die Tschechen gegen die Türkei in der 86. Minute noch in Führung, doch zwei Tore von Nihat Kahveci, das erste nach einem Abstoß von Torhüter Petr Čech, dem der Ball leicht aus den Händen geglitten war, drehten das Spiel und qualifizierten sich weiter. Die Österreicher, die in der Gruppe B spielten, waren den Kroaten und Deutschen nicht gewachsen (0:1-Niederlage) und die Sieger dieser Spiele kamen weiter. In der Gruppe C blieben die Favoriten Niederlande und Italien, in der Gruppe D neben den Spaniern überraschend auch die Russen.

Im Viertelfinale ging es eng zu, drei der vier Partien wurden in der regulären Spielzeit entschieden. Im Duell Kroatien gegen die Türkei fiel der Führungstreffer erst in der 119. Minute durch Ivan Klasnic, doch Semih Sentürk gelang noch der Ausgleich und die Kroaten verloren das Elfmeterschießen. Für eine große Überraschung sorgten die Russen, die sich gegen die Niederlande unter ihrem Landsmann Guus Hiddink mit zwei Toren in der Verlängerung (1:3 n.V.) durchsetzten. Keine Tore bekamen die Zuschauer im Spiel Spanien – Italien zu sehen, das mit 4:2 nach Elfmeterschießen endete. Nur das Spiel Portugal gegen Deutschland (2:3) ging nicht in die Verlängerung.

Im Halbfinale zwischen der Türkei und Deutschland sah es nach einem 2:2 in der Verlängerung aus, doch Philipp Lahm schoss die Deutschen in letzter Minute ins Finale. Der Finalgegner war Spanien, das der Überraschungsmannschaft des Turniers, Russland, beim 3:0 keine Chance ließ.

Finalheld Fernando Torres

Das Finale wurde in der 33. Minute durch Fernando Torres entschieden, der den Verteidiger Lahm umspielte und Torhüter Jens Lehmann, für den es das letzte Spiel in der Nationalmannschaft war, mühelos überwand. Die Spanier hatten die Partie fast das ganze Spiel über im Griff, vergaben aber einige Chancen und wurden verdient Europameister. Nach 44 Jahren seit ihrem ersten Triumph.

m Finalturnier kassierten sie keine einzige Niederlage, erhielten nur dreimal und trafen zwölfmal ins gegnerische Netz. Iker Casillas brillierte im Tor, Carles Puyol und Sergio Ramos zeichneten sich in der Abwehr aus, und das gesamte Mittelfeld mit Spielern wie Xavi Hernandez, Cesc Fabregas, Andres Iniesta und David Villa erzielte im Angriff vier Tore. Angeführt wurde das Team vom erfahrenen Luis Aragones.

„Es ist ein tolles Gefühl, ich kann es nicht glauben. Wenn man diese Spiele im Fernsehen sieht, will man dabei sein. Und das waren wir.“

Fernando Torres, der einzige Torschütze des Finales

Finale: Spanien – Deutschland 1:0 (0:0)
Tor: 33. Torres.
Schiedsrichter: Rosetti (Ita.) – 51.428 Zuschauer. Es wurde am 29. Juni 2008 im Ernst-Happel-Stadion in Wien ausgetragen.

Aufstellung der Europameister: Casillas – S. Ramos, Puyol, Marchena, Capdevila – Senna – D. Silva (66. Santi Cazorla), Xavi Hernandez, Fabregas (63. Xabi Alonso), Iniesta – F. Torres (78. Güiza).

Fakten EURO 2008

  • Ivan Klasnic erzielte 15 Monate nach seiner Nierentransplantation ein Tor für Kroatien bei der Endrunde.
  • Der Österreicher Ivica Vastic wurde mit seinem Elfmetertor im Spiel gegen Polen im Alter von 38 Jahren und 257 Tagen zum ältesten Torschützen in der Geschichte der Europameisterschaft.
  • Iker Casillas war der erste Torwart-Kapitän, der sein Land zum Europameistertitel geführt hat.
  • Der amtierende Europameister Griechenland verlor alle drei Gruppenspiele und hatte damit die schlechteste Bilanz unter den 16 Teilnehmern des Turniers.
  • Die UEFA hat den Pokal vor dem Turnier ausgetauscht, da der ursprüngliche Pokal bereits abgenutzt war. Die neue Trophäe ist 18 cm größer, aber 400 g leichter. Sie trägt weiterhin den Namen von Henri Delaunay.
  • Die beiden Qualifikationsspiele zwischen Armenien und Aserbaidschan fanden wegen des Streits zwischen den beiden Ländern um Bergkarabach nicht statt.