Geschichte der Europameisterschaften – EURO 1984 in Frankreich: der Triumph der Trikolore mit Platini

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Author: Ladislav Harsányi

Die Fußball-Europameisterschaft (EURO) wird eines der großen Sportfeste des Kalenderjahres 2024 sein. Anlässlich der Europameisterschaft in Deutschland haben wir eine historische Serie über die Europameisterschaften vorbereitet. Hier ist der achte Teil, der sich auf die EURO 1984 in Frankreich konzentriert.

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Formatänderungen

Eine Rekordzahl von 33 Ländern hat sich für die Qualifikation zur Endrunde der Europameisterschaft angemeldet. Wie vier Jahre zuvor qualifizierten sich acht Mannschaften für das Turnier, das in zwei Gruppen ausgetragen wurde. Neu hinzugekommen sind die Halbfinalspiele, während das Spiel um Platz 3 weggefallen ist.

Für die größte Überraschung in der Qualifikation sorgten die Dänen, die in der Gruppe 3 vor England landeten. Auch die Deutschen standen kurz vor dem Aus. Sie verloren beide Spiele gegen die Nordiren! Dabei hatten sie es im letzten Spiel selbst in der Hand und mussten nur den Outsider Albanien schlagen.

Albanien hat das vor 16 Jahren schon einmal geschafft und wäre den Deutschen fast wieder zum Verhängnis geworden. Noch 11 Minuten vor Schluss stand es noch 1:1, ehe der Verteidiger Gerd Strack in der 80. Minute mit einem Kopfball die Deutschen rettete. An dem Turnier nahmen neben Gastgeber Frankreich Rumänien, Deutschland, Belgien, Portugal, Dänemark, Jugoslawien und Spanien teil.

Halbfinale Dramen

Das EM-Turnier wurde in einer Rekordzahl von Stadien ausgetragen – sieben Stadien in sieben Städten: Paris (Parc des Princes), Marseille (Stade Velodrome), Lyon (Stade de Gerland), Saint Etienne (Stade Geoffroy-Guichard), Lens (Stade Félix-Bollaert), Nantes (Stade Beaujoire), Straßburg (Stade de la Meinau). Gespielt wurde vom 12. bis 26. Juni 1984.

Frankreich dominierte die Gruppe A und besiegte alle drei Gegner: Dänemark, Belgien und Jugoslawien. Michel Platini erzielte sechs von neun Tore seiner Nationalmannschaft, darunter ein Tor in jedem Spiel und einen Hattrick gegen Jugoslawien. Die Dänen unter Trainer Sepp Piontek verloren nur einmal 0:1 gegen die Franzosen (ihr bester Spieler Allan Simonsen brach sich in diesem Spiel das Bein). Sie besiegten Jugoslawien mit 5:0 und zogen nach einem 3:2-Sieg über Belgien als Gruppenzweiter ins Halbfinale ein.

Die Gruppe B war wesentlich ausgeglichener und unübersichtlicher. Vor dem letzten Doppelspieltag waren noch alle 4 Teams im Rennen um die Qualifikation: Spanien, Portugal, Deutschland und Rumänien. Am Ende konnten sich Spanien und Portugal über den Einzug ins Halbfinale freuen. Es zeigte sich, dass die Halbfinalspiele ein kluger Schachzug waren, der die Attraktivität des Turniers deutlich steigerte. Die Zuschauer bekamen zwei dramatische Spiele zu sehen: Das eine wurde in der Verlängerung entschieden, das andere im Elfmeterschießen.

Wieder war es der Mittelfeldspieler Michel Platini aus dem Land der Gallier, der in der 119. Minute des Duells Frankreich-Portugal mit seinem Tor die Gastgeber ins Finale (3:2 n.V.) einfuhr. In der Partie Dänemark gegen Spanien (1:1 n.V.) wurde ein Elfmeterschießen ausgetragen. Von den zehn Elfmeterschützen verschoss nur einer, im paradoxerweise der dänische Topstürmer Elkjaer Larsen.

Bravouröses Finale 

Die favorisierten Franzosen machten seit Spielanfang Druck, konnten die gegnerische Abwehr aber lange nicht überwinden. Erst in der 57. Minute brach Michel Platini, der Torschützenkönig des Turniers, mit seinem neunten Treffer das Eis, als er nach einem Freistoß den spanischen Torhüter Luis Arconada überwand, dem der Ball aus den Händen glitt.

Den Schlusspunkt setzte Bellone in der Schlussminute. Die Stärke der Mannschaft lag im Mittelfeld um den berühmten Platini, der mit Alain Giresse, Jean Tigana und Luis Fernandez ein Quartett großer Fußballmusketiere bildete. Was sie auf dem Platz zeigten, war ein einziges Fußballmärchen.

Es war der erste offizielle Titel für eine französische Sportmannschaft und somit ein großer Moment nicht nur für den französischen Fußball, sondern für den gesamten Sport.
Michel Platini, Kapitän der Europameister und Torschützenkönig des Turniers

Finale: Frankreich – Spanien 2:0 (0:0)
Tore: 57. Platini, 90. Bellone
Schiedsrichter: Christov (UdSSR) – 47.368 Zuschauer. Das Spiel fand am 27. Juni 1984 im Parc des Princes in Paris statt.
Europameister-Mannschaft: Bats – Battiston (73. Amoros), Bossis, Le Roux, Domergue – Tigana, L. Fernandez, Platini, Giresse – Lacombe (80. Genghini), Bellone.

Fakten EURO 1984

  • Die Spiele des Turniers wurden von 599.655 Zuschauern verfolgt, was einen neuen EM-Rekord darstellt, ebenso wie die durchschnittliche Zuschauerzahl von 39.977.
  • Erst in der letzten Minute des Endspiels erzielte Stürmer Bruno Bellone ein Tor für die Franzosen. Bis dahin hatten nur die Mittelfeldspieler Platini, Fernandez und Giresse sowie Verteidiger Domergue getroffen.
  • Seit 1980, als die Zahl der Teilnehmer an dem EM-Turnier erweitert wurde, ist Frankreich das einzige Land, das auf heimischen Boden triumphieren konnte.
  • Die 9 Tore von Michel Platini sind nach wie vor der Rekord für die meisten Tore eines Spielers bei einem EM-Turnier.
  • Bei der EURO 1984 gewann Frankreich alle seine zwölf Länderspiele.